
Vereinzeln beschreibt den Vorgang, bei dem ein ungeordneter Paketstrom in eine einzelne, gleichmäßig beabstandete Reihe überführt wird. Das ist entscheidend, um Pakete für nachgelagerte Schritte wie Scannen, Wiegen oder Sortieren vorzubereiten.
Supply Chain
Mit dem Anstieg von Arbeitskosten und Kundenerwartungen setzen Paketlogistiker zunehmend auf automatisierte Lösungen, um Prozesse zu beschleunigen und gleichzeitig die Betriebskosten zu senken.
Der globale E-Commerce-Umsatz soll bis 2025 über sechs Billionen US-Dollar erreichen – ein Wachstum von fast sieben Prozent gegenüber 2024. Mit der Etablierung von Next-Day- und Same-Day-Lieferungen steigt der Druck auf die Branche, Prozesse nicht nur zu beschleunigen, sondern auch effizienter zu gestalten.
Ein zentrales Nadelöhr liegt gleich zu Beginn des Paketflusses: Die große Menge an Sendungen muss aus einem ungeordneten Paketstrom vereinzelt und mit gleichmäßigen Abständen auf ein Förderband gebracht werden – damit sie nachgelagert gescannt und sortiert werden können. Während früher Trennweichen, Radsortierer oder Roboter zum Einsatz kamen, hat das F&E-Team des Körber-Geschäftsfelds Supply Chain Modularität, Flexibilität und Künstliche Intelligenz kombiniert – und mit Visicon eine besonders leistungsstarke Lösung für die Singulierung entwickelt.
Im Interview geben Alex Scholes (Head of R&D, Supply Chain North America) und Austin Percifull (Key Account Manager Parcel Logistics North America) Einblicke in die Herausforderungen der Paketlogistik – und erklären, was Visicon so besonders macht und wie Körbers Innovation Center in Dallas diese Technologie greifbar werden lässt.
Alex Scholes:
Wir sehen Druck von allen Seiten: Geschwindigkeit, Volumen, verschiedenste Paketarten, Fachkräftemangel und globale Unsicherheiten treffen gleichzeitig aufeinander. Der Markt hat sich grundlegend verändert. Paketströme sind heute weder planbar noch einheitlich. Systeme müssen alles bewältigen – von weichen Polybags bis hin zu schweren oder unregelmäßigen Objekten wie Reifen oder Motorteilen – und das zuverlässig rund um die Uhr.
Unsere Kunden fragen deshalb nicht mehr nur nach maximalem Durchsatz. Sie wollen vor allem Resilienz: Systeme, die robust, einfach zu bedienen und auch mit begrenzten Fachkräften wartbar sind. Gefragt sind flexible Architekturen, die sich nahtlos in bestehende Systeme integrieren lassen und ohne kompletten Neustart mitwachsen können. Und sie suchen Partner, die helfen, dem Markt immer einen Schritt voraus zu sein.
Austin Percifull:
Führende Paketdienstleister suchen Partner, die schnell reagieren, alternative Produktionswege anbieten und manuelle Eingriffe so weit wie möglich reduzieren. Wenn wir manuelle Prozesse automatisieren oder vereinfachen können, hat der Kunde sofort einen Nutzen – oft ist das der schnellste Weg zu messbarem ROI und höherer Effizienz. Dank unserer internationalen Präsenz und unserem Fokus auf Automatisierung und Predictive Maintenance helfen wir ihnen, genau diesen Vorsprung zu sichern.
Wie begegnen Sie als F&E-Leiter in Nordamerika diesen Herausforderungen?
Alex Scholes:
Wir liefern nicht einfach nur Technik – wir bauen agile, End-to-End-fähige Ökosysteme. Unsere Stärke liegt darin, dass wir Software, Hardware und Integration unter einem Dach vereinen. So bleiben wir flexibel, schnell und in voller Kontrolle. Gleichzeitig sind wir pragmatisch: Wir sind herstellerunabhängig. Wenn eine Drittanbieter-Lösung besser passt, integrieren wir sie. Unser Anspruch in der F&E ist, Systeme zu schaffen, die flexibel, zukunftsfähig und modular erweiterbar sind.
Austin Percifull:
Unsere Kunden schätzen unseren kooperativen Ansatz. Wir arbeiten eng mit ihnen zusammen, analysieren ihre Prozesse im Detail und entwickeln gemeinsam die passende Lösung. Wir bringen alles mit: Technik, Integration, Service – und eine langfristige Roadmap. Es geht nicht darum, ein Standardsystem zu verkaufen, sondern gemeinsam etwas Intelligenteres zu entwickeln.
„Bei Körber liefern wir nicht nur Technik – wir entwickeln agile End-to-End-Ökosysteme, die genau auf die Anforderungen moderner Supply Chains zugeschnitten sind.“
Alex Scholes, Head of Research & Development Nordamerika, Körber-Geschäftsfeld Supply Chain
Was unterscheidet Visicon und Visicon Compact vom Wettbewerb?
Alex Scholes:
Visicon überzeugt durch Leistung und Intelligenz. Mit einem Nenn-Durchsatz von bis zu 18.000 Paketen pro Stunde ist es derzeit das schnellste Singulierungssystem auf dem Markt. Aber es geht nicht nur um Tempo: Visicon kombiniert ein KI-gestütztes Vision-System mit einer Matrix aus unabhängig steuerbaren Förderbändern. Das System passt sich in Echtzeit an Form, Ausrichtung und Abstand der Pakete an – und liefert selbst bei Polybags und unregelmäßigen Formaten höchste Präzision.
Zudem ist Visicon modular aufgebaut und vormontiert – das beschleunigt die Installation und erleichtert spätere Upgrades. Mit der KI-basierten Lösung „Singulator 360“ gehen wir noch einen Schritt weiter: Predictive Maintenance gibt den Betreibern mehr Kontrolle und Planungssicherheit. Egal ob Neubau oder Nachrüstung – Visicon steht für Präzision und Skalierbarkeit auf einer Plattform.
Austin Percifull:
Was unsere Kunden schätzen: Visicon löst reale Probleme. Es ist schnell, robust und präzise – ideal für große Paketmengen. Und wenn der Platz knapp ist, liefert Visicon Compact dieselbe Präzision auf nur 6,9 m² Fläche – mit einem Durchsatz von bis zu 7.000 Paketen pro Stunde. Damit eignet es sich perfekt für Nachrüstungen in bestehenden Gebäuden.
Visicon Compact lässt sich zudem nahtlos mit vorgelagerten und nachgelagerten Modulen wie Delayering Line, Aligner Compact, VarioDetect, VarioRoute oder Gapper Line kombinieren. Diese vernetzten Komponenten steigern die Gesamtleistung des Systems – insbesondere beim Vereinzeln und Sortieren – und machen den gesamten Paketfluss effizienter und zuverlässiger.
„Visicon wurde für Hochleistungsumgebungen entwickelt – schnell, präzise, robust. Und Visicon Compact bietet diese Leistung auf engstem Raum, bei bis zu 7.000 Paketen pro Stunde.“
Austin Percifull, Key Account Manager Parcel Logistics Nordamerika, Körber-Geschäftsfeld Supply Chain
Alex Scholes:
Wir begreifen jedes Projekt als partnerschaftliche Entwicklung. Bei Körber liefern wir keine Standardprodukte – wir entwickeln Lösungen gemeinsam mit unseren Kunden. Das bedeutet: Wir hören zu, verstehen die konkrete Herausforderung und arbeiten direkt mit ihnen zusammen – vor Ort oder in unserem Innovation Center in Dallas.
Austin Percifull:
Für mich steht Partnerschaft im Fokus. Wir sind im ständigen Austausch mit unseren Key Accounts. Sobald ein neuer Bedarf entsteht – sei es bei Durchsatz oder bei besonderen Produktformen – fließt das direkt in unsere F&E- und Engineering-Teams zurück. Unser Innovation Center in Dallas ist dabei zentral. Es ist kein Showroom, sondern ein Testlabor unter Realbedingungen. Dort durchlaufen wir gemeinsam mit dem Kunden die Lösung, prüfen Leistung und passen das System an. So entsteht Vertrauen, Sicherheit – und bessere Ergebnisse.
Alex Scholes:
Technologien wie der Crossbelt-Sorter haben die Branche in den letzten zehn Jahren geprägt. Doch dieses Kapitel endet. Wir treten in eine neue Phase ein: eine Ära smarter, flexibler und einfacher Lagerautomatisierung.
Was gefragt ist, sind Systeme, die nicht nur schnell, sondern anpassungsfähig, skalierbar und intelligent sind – einfach zu implementieren, leicht zu bedienen und robust im Alltag. Genau dahin bewegen wir uns bei Körber.
Austin Percifull:
Kurzfristig beobachten wir in Nordamerika eine klare Dezentralisierung. Mittelständische Logistiker wachsen schnell, eröffnen kleinere, flexiblere Standorte – näher an den Kunden, mit kürzeren Lieferzeiten. Das verändert den Wettbewerb grundlegend. Und es schafft eine klare Nachfrage nach kompakten Hochleistungssystemen wie dem Visicon Compact. Die sind nicht nur platzsparend, sondern ermöglichen skalierbare Automatisierung – ohne aufwändige Infrastrukturprojekte.
Langfristig wird dieser Trend noch stärker: Die Zukunft der Paketlogistik ist lokal, schnell und smart.
Weitere Informationen zu unseren End-to-End-Lösungen entlang der Supply Chain finden Sie auf www.koerber-supplychain.com.
Vereinzeln beschreibt den Vorgang, bei dem ein ungeordneter Paketstrom in eine einzelne, gleichmäßig beabstandete Reihe überführt wird. Das ist entscheidend, um Pakete für nachgelagerte Schritte wie Scannen, Wiegen oder Sortieren vorzubereiten.
AI Vision bezeichnet den Einsatz von Kamerasystemen und intelligenter Software, die Form, Größe und Position von Paketen in Echtzeit erkennt. Das ermöglicht eine präzise und schnelle Anpassung im Vereinzelungsprozess.
Predictive Maintenance (vorausschauende Wartung) nutzt Sensoren und Datenanalysen, um Abnutzung oder potenzielle Ausfälle frühzeitig zu erkennen. So lassen sich Ausfallzeiten vermeiden und die Systemzuverlässigkeit erhöhen.
Der Durchsatz gibt an, wie viele Pakete ein System pro Stunde verarbeiten kann. Er wird in Paketen pro Stunde (pph) gemessen und ist ein zentraler Leistungsindikator für Kapazität und Effizienz.
Ein Brownfield-Projekt bedeutet die Integration neuer Technik in eine bestehende Infrastruktur. Bei einem Greenfield-Projekt wird ein Standort von Grund auf neu geplant und gebaut – mit mehr Freiraum, aber auch höherem Planungsaufwand.
Dabei handelt es sich um vollständig vernetzte Systeme, die alle Schritte von der Warenannahme bis zur Auslieferung abdecken – inklusive Software, Hardware und Integration. In solchen Setups greifen alle Bestandteile der Supply Chain nahtlos ineinander, wodurch Prozesse schneller, intelligenter und effizienter werden.
Insights zeigt die ganze Bandbreite von Körber – was wir tun und wie wir es tun: Wir geben Einblicke in spannende Entwicklungen und Trends, in Innovationen und Technologien. Wir stellen Menschen vor, die Körber mit ihrer unternehmerischen Einstellung und neuen Ideen Tag für Tag vorantreiben – immer zum Nutzen unserer Kunden. In dieser Rubrik finden Sie inspirierende Inhalte rund um unser Themenfeld Technologie.
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