Konzernweite Standards für Ecodesign

Mit unserem Ökodesign-Ansatz integrieren wir Nachhaltigkeit in jeden Schritt der Produktentwicklung – vom Material- und Energieverbrauch bis hin zu Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz.

Ein Team arbeitet an einem Ecodesign-Projekt.

Über einen Großteil der Umweltauswirkungen von Produkten entscheidet bereits die Entwicklungs- und Designphase. Weil hier auch ein wichtiger Ansatzpunkt zur Vermeidung von CO₂e-Emissionen liegt, haben wir in den vergangenen Jahren das Thema Ecodesign bei Körber auf den Weg gebracht. Seit 2022 unterstützt die Ecodesign-Richtlinie unsere Mitarbeiter konzernweit bei der Abwägung technischer, ökonomischer und ökologischer Anforderungen. 

Foto vonTobias Kucharz.

„Ein professioneller Umgang mit dem Thema Ecodesign ist auch eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit. Je besser wir hier sind, desto besser erfüllen wir die aktuellen und künftigen Nachhaltigkeitsanforderungen unserer Kunden in den verschiedenen Geschäftsfeldern des Körber-Konzerns.“

Tobias Kucharz

Product Lifecycle Manager in the Business Area Supply Chain and member of the Ecodesign think tank

Austausch- und Zusammenarbeitsformate für Ecodesign

Zwei Arbeitskollegen unterhalten sich im Büro.

21 Thinktank Meetings im Jahr 2023

Ecodesign Exchange-Meetings

Ecodesign-Richtlinie

Kalculations-Werkzeuge

Wissensaufbau und -austausch

Erarbeitet hat die Richtlinie der Ecodesign-Thinktank. „Diese Expertengruppe arbeitet mit dem im April 2023 gegründeten Center of Excellence Ecodesign zusammen, um nachhaltige Standards zu entwickeln und im Unternehmen zu etablieren“, erklärt Bernhard Gerl, Moderator des Ecodesign-Thinktanks und Projektingenieur Konstruktionsabteilung im Körber-Geschäftsfeld Pharma. „Dabei ist der Thinktank neben verschiedenen informellen Exchange Meetings die Arbeitsgruppe, die auf technischer und operativer Ebene konkret an Ecodesign-Themen arbeitet.“ Dazu gehört auch der Austausch über die Erfahrungen in Pilotprojekten und neuste Erkenntnisse im Bereich Ecodesign.

„Der Thinktank bereitet diese Erkenntnisse auf und stellt sie allen entsprechenden Mitarbeitern in den Geschäftsfeldern zur Verfügung“, erklärt Fabian Bäcker, Manager des Center of Excellence Ecodesign und Mitglied des Ecodesign-Thinktanks. „Im Center of Excellence entwickeln wir aus den Arbeitserkenntnissen Standards und Tools, die über die Managementebene abgestimmt und anschließend konzernweit verankert werden. Wir koordinieren außerdem das Vorgehen des Konzerns im Bereich Ecodesign, um Synergien zu generieren und das Thema strategisch voranzutreiben.“

Foto von Bernhard Gerl.

„Wir arbeiten an Instrumenten, mit denen alle Kollegen bei Körber die Umweltauswirkungen einzelner Produkte, Module und Teile einfach und effizient berechnen und so eine Analyse ganzer Produktionssysteme ermöglichen können. Diese Transparenz benötigen wir, um in unserem Unternehmen und bei unseren Geschäftspartnern einen aktiven Beitrag zur Reduzierung der CO₂e-Emissionen zu leisten.“

Bernhard Gerl

Moderator des Ecodesign-Thinktanks und Projektingenieur Konstruktionsabteilung im Körber-Geschäftsfeld Pharma

Ecodesign


Korber Hamburg Bergedorf Gebäude

Vom Pilotprojekt zum konzernweiten Standard

Nachdem die Beteiligten im Jahr 2022 vor allem mit der Ecodesign-Richtlinie und dem Aufbau von Strukturen und Austauschformaten beschäftigt waren, ging es 2023 darum, die nächste Stufe zu erreichen: Der Thinktank analysierte neue Erkenntnisse aus LCA-Pilotprojekten. Im Zentrum der Arbeit des Centers of Excellence stand die Entwicklung eines Standards für Life Cycle Assessments im gesamten Köber-Konzern. „Um unser ehrgeiziges ‚Net Zero‘-Ziel in Scope 3 zu erreichen, brauchen wir zunächst Transparenz. Diese erreichen wir mit der Methode der Ökobilanzierung“, erklärt Corinna zu Putlitz, Head of Sustainability im Körber-Geschäftsfeld Technologies und Mitglied des Thinktanks. „Die Basis dafür bilden standardisierte Life Cycle Assessments auf der Ebene von Maschinen, Modulen und Teilen.“

Um auf Teileebene CO₂e-Emissionen zu berechnen, haben wir zunächst eine exemplarische Tabellenkalkulation entwickelt. „Das ist quasi der erste Schritt auf dem Weg zur gewünschten Transparenz der Umwelteinflüsse von Bauteilen“, so Gerl. „Die Emissionen eines Einzelteils lassen sich damit festhalten und bilanzieren. Dafür geben die Kollegen in dem einfach gestalteten Formular ein, aus welchem Material ein Teil besteht und welche Bearbeitungsschritte zur Herstellung erforderlich sind. Dann werden aus einer Datenbank Energieverbrauchswerte für einzelne Arbeitsschritte und Emissionsfaktoren gezogen, um letztlich die CO₂e-Emissionen zu berechnen.“ 
Als Anwendungsfall nennt Gerl einen Konstrukteur, der eine neue Baugruppe entwickelt, zwei Entwürfe hat und wissen möchte, welche Alternative bessere Werte bei den CO₂e-Emissionen aufweist. Ein weiterer Pluspunkt der Lösung: Mit dem Formular lassen sich gleichzeitig auch die Kosten eines Teils berechnen. Der Konstrukteur hat am Ende also mit Preis und CO₂e-Fußabdruck zwei wichtige Vergleichswerte schwarz auf weiß vorliegen. 

Dabei sind die LCAs laut Tobias Kucharz, Product Lifecycle Manager Körber-Geschäftsfeld Supply Chain und Mitglied des Thinktanks, nur ein wichtiger erster Schritt zum Ziel: „Am Ende wollen wir für das gesamte Unternehmen – das heißt für alle Konstrukteure im Konzern – eine standardisierte Vorgehensweise zur Verfügung stellen, die es ihnen erlaubt, von einem Produkt über ein LCA und bei Bedarf sogar zu einer sogenannten Environmental Product Declaration zu gelangen. Damit haben wir die Möglichkeit, Produkte in ihren Umwelteinflüssen gezielt zu verbessern und diese Verbesserung in einem weiteren LCA zu quantifizieren.“

Ein Team arbeitet an einer Ecodesign-Anwendung.

Erfolgreiche Anwendung

Um dieses anspruchsvolle Ziel zu erreichen, müssen die Entwicklungen des Thinktanks und des Centers of Excellence vor allem eines sein: praxistauglich. Neben dem CO₂e-Kalkulationstool für Einzelteile hat das Center of Excellence im Jahr 2023 deshalb mit konkreten Projekten in den Körber-Geschäftsfeldern Technologies, Supply Chain und Pharma auch einen Life Cycle Assessment Standard für Maschinen und Funktionseinheiten in den Blick genommen. 

Zu den zentralen Fragen zählte dabei die nach den besten Tools und Datenbanken für Ökobilanzen. „Um das herauszufinden, haben wir verschiedene Tools im Anwendungsfall getestet“, berichtet Tobias Kucharz. „Für unseren Gurtförderer aus dem Körber-Geschäftsfeld Supply Chain haben wir bereits 2022 eine erste EPD mit Hilfe des Tools Gabi durchgeführt. Einen Denester aus dem Körber-Geschäftsfeld Pharma haben wir 2023 mit einer von uns entwickelten Excel-Lösung untersucht, die im Vergleich mit anderen Lösungen die bislang höchste Flexibilität und Anpassungsfähigkeit aufgewiesen hat. Ebenfalls 2023 haben wir auch eine EPD für den Visicon aus dem Körber-Geschäftsfeld Supply Chain mithilfe der auf KI und Wissensgraphen basierenden Plattform von Makersite durchgeführt. Der Visicon vereinzelt große Paketmengen, die typischerweise als Schüttgut angeliefert werden für die darauffolgenden Bearbeitungsschritte. Er ist eines der wichtigsten Produkte in unserem Geschäftsfeld.“

Team, das an der Entwicklung eines Ecodesign-Projekts arbeitet.

Erkenntnisse fließen zurück in die Entwicklung

Dieses Vorgehen entspricht dem Prinzip, nach dem der Thinktank und das Center of Excellence arbeiten: „Kurz gesagt folgen wir immer dem gleichen Weg: Wir entwickeln ein Lösungsmodell, testen dies in ausgewählten Pilotprojekten in den Geschäftsfeldern und lassen die Erkenntnisse aus den Piloten in unsere Entwicklung einfließen“, erklärt Kucharz. „Beim Thema LCA und EPD haben wir mit dem BeltConveyor im Jahr 2022 eine erste Anwendung unserer Lösung durchgespielt. Die Erkenntnisse daraus haben wir verarbeitet und 2023 dann in allen produzierenden Geschäftsfeldern erfolgreiche Pilotprojekte mit klar definierten Zielen und Maßnahmen gestartet.“ 

Auch nach Abschluss dieser Projekte in den Geschäftsfeldern ist die Arbeit für das Center of Excellence und den Thinktank nicht erledigt. „Wir sind 2023 entscheidende Schritte vorangekommen, die langfristig unsere Wettbewerbsfähigkeit steigern und die Umweltauswirkungen unserer Produkte verbessern werden“, sagt Corinna zu Putlitz. „Damit das funktioniert, geht es im nächsten Schritt darum, unsere Ansätze im Unternehmen dauerhaft zu verankern und weitere Lösungen für unsere Kunden zu implementieren.“ Für Fabian Bäcker steht beim Thema Ecodesign jetzt insbesondere die Arbeit in den Geschäftsfeldern im Fokus: „Hier findet die konkrete Umsetzung von Ecodesign entsprechend unserer Nachhaltigkeitsstrategie statt. Nach dem Start mit den Pilotprojekten wird Ecodesign hier langfristig integraler Bestandteil aller Entwicklungsprojekte sein.“

Technisches Serviceteam bei der Arbeit an einer Industriemaschine.

Ecodesign – für die nachhaltige Produktion von morgen

Hier geht es für weitere Informationen zum Insights-Artikel.

Life Cycle Assessment (LCA)


Foto von Fabian Bäcker.

„Mit den Ökobilanzen erreichen wir ein neues Level der Transparenz. Wir machen vor- und nachgelagerte Prozesse für Produktentwickler und Kunden sichtbar und damit zum Bestandteil faktenbasierter Entscheidungen.“

Fabian Bäcker

Manager des Center of Excellence Ecodesign und Mitglied des Ecodesign-Thinktanks.

Das Life Cycle Assessment (LCA) oder deutsch die Ökobilanz unterstützt umweltorientierte Entscheidungsprozesse.

Ein LCA untersucht systematisch die Umweltauswirkungen von Produkten, Verfahren oder Dienstleistungen über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Das LCA umfasst dabei die Auswirkungen auf die Umwelt während der Produktion ebenso wie in der Phase der Nutzung und der Entsorgung. Außerdem werden auch vor- und nachgelagerte Prozesse wie etwa die Herstellung von Rohstoffen einbezogen. 

Umweltproduktdeklaration (EPD)

Das Life Cycle Assessment (LCA) oder deutsch die Ökobilanz unterstützt umweltorientierte Entscheidungsprozesse.

Ein LCA untersucht systematisch die Umweltauswirkungen von Produkten, Verfahren oder Dienstleistungen über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Das LCA umfasst dabei die Auswirkungen auf die Umwelt während der Produktion ebenso wie in der Phase der Nutzung und der Entsorgung. Außerdem werden auch vor- und nachgelagerte Prozesse wie etwa die Herstellung von Rohstoffen einbezogen. 

CO₂e-Rechner für Verpackungsmaterial


Foto von Lidia Smith.

„Der CO₂e-Rechner bietet unseren Kunden einen klaren Überblick über ihren durch unsere Produktion verursachten CO₂e-Fußabdruck. Dadurch können sie über eine nachhaltige Optimierung der Verpackung nachdenken, da der Rechner alle relevanten Emissionsdaten einfach und verständlich präsentiert.“

Lidia Smith

Sustainability & Product Manager, Körber-Geschäftsfeld Pharma

Im Jahr 2023 hat eine Arbeitsgruppe aus dem Körber-Geschäftsfeld Pharma einen nutzerfreundlichen CO₂e-Rechner entwickelt, mit dem Kunden vom Geschäftsfeld Pharma den ökologischen Fußabdruck ihrer Verpackungsmaterialien bewerten und vergleichen können.

Die Berechnung erfolgt auf Basis der Eingaben des Kunden zu Material und Standort. Wählt er ein anderes Material, kann der Kunde den Fußabdruck der beiden Alternativen mit einem Klick vergleichen. Die Erfahrungen mit dem Rechner geben dem Körber-Geschäftsfeld Pharma wertvolle Einblicke in die Ansprüche der Kunden beim Fußabdruck der Produkte. Diese Erkenntnisse fließen in die weiteren Strategien zur Kommunikation und Angebotsentwicklung ein. 

Kooperation mit Wissenschaftlern


Foto von Corinna zu Putlitz.

„Die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit ist ein entscheidender Erfolgsfaktor bei der Entwicklung eines benutzerfreundlichen Instruments für die Ökobilanzierung. Wir wählen unsere Entwicklungsprojekte strategisch aus, um die Erreichung der ehrgeizigen Klimaziele von Körber voranzutreiben.“

Corinna zu Putlitz

Head of Sustainability im Körber-Geschäftsfeld Technologies und Mitglied des Ecodesign-Thinktanks.

Bei der Entwicklung der LCA-Methodik setzen die Experten im Thinktank auch auf den Austausch mit Wissenschaftlern.

„Gerade bei speziellen Pilotprojekten ist dieses Feedback für uns sehr hilfreich“, erklärt Jan Blewonska, Nachhaltigkeitsmanager im Körber-Geschäftsfeld Technologies und Mitglied im Ecodesign-Thinktank. „Ein Beispiel ist unsere Kooperation mit der Technischen Universität Hamburg. Seit Herbst 2023 erarbeiten wir gemeinsam mit den Wissenschaftlern ein LCA für das zentrale Modul unseres Multisegment Makers MSM, einer modular aufgebauten Zigarettenmaschine, die bis zu fünf Funktionen miteinander kombinieren kann. Dabei haben wir bereits wertvolle Erkenntnisse mit Blick auf die Prozesse und die erforderlichen Daten gewonnen.“ Nicht das einzige Beispiel für wissenschaftliche Kooperationen: Das Körber-Geschäftsfeld Pharma hat Ansätze und Vorgehen seines LCA-Projekts im Vorfeld intensiv mit Wissenschaftlern der Ostschweizer Fachhochschule in Buchs diskutiert.