Die Bedrohung durch Hacker ist bereits immens. Laut einer aktuellen Umfrage des britischen Versicherungsunternehmens Hiscox werden allein im Jahr 2023 58 Prozent aller deutschen Unternehmen ins Visier genommen - ein Anstieg von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. KI erhöht sowohl die Anzahl als auch die Art der Angriffe. "Die Art der Bedrohung ändert sich", sagt Gaetje. Es geht nicht mehr nur um das Abgreifen von Daten, um Unternehmen zu erpressen. Durch die Vernetzung von Maschinen zu "intelligenten Fabriken" erhöht sich das Risiko, dass Hacker auf Maschinendaten zugreifen und Produktionsprozesse stören. Auch Phishing-E-Mails könnten in Zukunft noch zunehmen, wobei Deep Fakes zusätzliche Formen der Täuschung, wie z. B. gefälschte Telefonanrufe des CEO, hinzufügen. Mit generativer KI ist es möglich, den Inhalt von E-Mails immer schneller zu variieren und zu verbessern, so dass sie kaum noch von legitimen Nachrichten zu unterscheiden sind.
"All das setzt die Unternehmen unter enormen Druck", sagt Gaetje. "Ich weiß von mittelständischen Unternehmen, die aus Angst vor solchen Angriffen Digitalisierungsprojekte in der Produktion gestoppt haben. Das gefährdet letztlich ihre Wettbewerbsfähigkeit." Außerdem erreichen die Unternehmen damit nicht ihr eigentliches Ziel: "Das Risiko, sich Schadsoftware einzufangen, wird kaum verringert, weil die internen Geräte ohnehin angeschlossen sind." Eine weitere Schwachstelle sind die OT-Systeme selbst. Unternehmen verzichten oft auf notwendige Updates, weil sie kostspielig und zeitaufwändig sind. "Das kann schwerwiegende Folgen haben und ist ein perfektes Einfallstor für Hacker", sagt Gaetje.
KI-basierte Sicherheitssysteme
Er rät Unternehmen, künstliche Intelligenz als eine Möglichkeit zu sehen, sich besser vor Angriffen zu schützen. Körber geht mit gutem Beispiel voran und macht digitale Sicherheit zu einer Priorität. "Wir investieren in KI-basierte Sicherheitssysteme und entwickeln KI-basierte Produktionssysteme. Und wir raten unseren Kunden, das Gleiche zu tun", sagt Gaetje. "Bewusst und sicher eingesetzt, ist KI für Unternehmen entscheidend, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben."
Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, sind "Zero Trust"-Architekturen. Sie unterteilen Netzwerke in kleine, isolierte Segmente und erlauben nur unverzichtbare Verbindungen. Im Falle eines Angriffs können nur einzelne Systeme angegriffen werden, nicht aber ganze Netzwerke. Nur KI ermöglicht die Umsetzung solcher Architekturen in großem Maßstab, denn selbstlernende und automatisierte Mikrosegmentierung vereinfachen die Implementierung drastisch und vermeiden hohe Implementierungskosten, wie Gaetje erklärt. "Wir nutzen das Modell bereits bei einzelnen Kunden." Dabei kommt ihnen zugute, dass Körber sowohl über Know-how im Maschinenbau als auch in der Softwareentwicklung verfügt. "Wir kennen Maschinen - und wir wissen auch, wie man sie schützt", sagt er. "Deshalb berücksichtigen wir die Sicherheit bei der Entwicklung unserer Softwareprodukte von Anfang an."